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Elindra’s Drachenwelten
Inge Schmitzberger
Dracheneier
Erneut nahm ich auf meinen Stuhl platz und begab mich in meine eigene Meditation. All meine Alltagssorgen atmete ich mit mehreren tiefen Atemzüge aus und ließ sie so weit hinter mir. So kam ich immer mehr in meinen inneren Frieden und zur Ruhe. Schließlich verband ich mich mit meiner Seele und mit meinem Herzen, ließ ihre Liebe in mir Raum nehmen und mein Herz weit werden. In meinen Gedanken betrat ich nun mein Herz und somit war ich nun auch völlig eingehüllt mit meiner Herzensliebe. Eingehüllt und erfüllt mit der Liebe meiner Seele und meines Herzen begab ich mich nun auf meine mentale Reise zu den Drachen.
Zielstrebig betrat ich geistig die Insel und mein Weg führte mich unbeirrt zu Numerian. Freundlich neigte er seinen Kopf zum Grusse, so wie er es stets tat. Auch ich nickte, aber nur sehr kurz und ohne meine Schritte zu drosseln, denn mein Ziel war er. Schwungvoll schlang ich meine Arme um seinen kräftiger Hals und freudig drückte ich ihn an mich – oder sollte ich vielleicht besser sagen – drückte ich mich an ihn. Zärtlich streichelte ich ihn über seinen Kopf und stürmisch gab ihm einen dicken Begrüßungskuss auf seine Wange. Sofort hüllten seine Energien mich ein und ein Gefühl der Geborgenheit und des Willkommenseins machten sich in mir breit. Genussvoll ließ ich mich in seine Energien hinein gleiten.Oh, wie ich dieses Gefühl liebte. So willkommen geheißen zu werden. Vorurteilslos angenommen zu sein. Egal der Schwächen, egal aller Fehler, die man denkt zu besitzen. Bei den Drachen hatte ich nie das Gefühl mich verstellen oder mich von meiner schönen Seite zeigen zu müssen. Sie nahmen mich so an, wie ich eben war. Auch war es mir nur zu gut bewusst, mich zu verstellen hätte eh nichts gebracht, denn Drachen besitzen die phänomenale Fähigkeit, wenn sie dir in die Augen schauen, bis auf den Grund deiner Seele blicken zu können und sie erkennen genau, wer oder was du in Wirklichkeit bist.
Während ich also so bei Numerian saß und mich genüsslich an seinen großen Körper kuschelte, sprach er plötzlich zu mir: „Nun rufe endlich die Dracheneier!“
Äh, verdutzt blickte ich ihn nur verständnislos an. Dracheneier? Welche Dracheneier? Ich wusste nicht von was oder von wem er sprach. Aber nur einen kleinen Wimpernschlag später sah ich auch schon die Alpen vor mir und einen Schwall voller Informationen breitete sich augenblicklich innerhalb meiner Gehirnwindungen aus. Plötzlich wusste ich, dass sehr viele Dracheneier in den Alpen auf ihre Erweckung hofften. Sie ruhten dort in einer Art Schlaf. Viele kleine Drachen, die in ihren Eiern darauf warteten gerufen zu werden, um endlich wieder zurück ins Leben zu kommen. Dracheneier, die vor Tausenden von Jahren dort von Drachinnen versteckt worden waren, um die Zeit zu überdauern bis es endlich für sie wieder möglich sein wird auf der Erde zu leben, wenn auch nicht mit einem physischen, so doch mit einem energetischen Körper. Und durch mein inneres Auge sah ich viele Eier, sicher eingegraben in tiefe Schichten des Gesteins. Jede Menge junge Drachen lagen dort sicher und geborgen in ihren Eihüllen, die nun alle wieder leben wollten. Und genau diese sollte ich rufen!
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Am Abend vor dem Einschlafen kamen mir die Dracheneier erneut in den Sinn. Zweimal hatte mich Numerian nun schon aufgefordert sie zu rufen und noch immer hatte ich es nicht getan. Seine Stimme war mittlerweile sehr drängend geworden – also war es wichtig. Ja, es war Zeit es zu tun. Noch nie hatte ich Drachen gerufen und auch keinerlei Erfahrung darin. Aber nichtsdestotrotz wollte ich mein Glück versuchen.
Kurzerhand sandte ich einen mentalen Ruf in Richtung der Dracheneier und zu den jungen Drachen darin, in der Hoffnung, dass sie mich hörten: „Ich, Inge, rufe die schlafenden Dracheneier in den Alpen. Bitte erwacht zu neuem Leben. Es ist nun die Zeit, dass ihr wieder Leben könnt.“ Kurz lauschte ich in Richtung Berge und wartete auf eine Regung oder irgendein Zeichen der kleinen Drachen. Doch leider vernahm ich keinerlei Reaktion auf meinen Ruf. Auch hatte ich nicht den Eindruck, dass mir jemand zugehört hatte, geschweige denn die kleinen Drachen in ihren Eiern.
Erneut richtete ich meine ganze Gedankenkraft auf die Berge aus und hier ganz speziell zu den kleinen, schlafenden Drachen. Gezielt sandte ihnen meinen Ruf nun etwas fordernder entgegen. Doch leider… wieder keinerlei Regung… kein Lebenszeichen kam mir entgegen. Noch einige Male wiederholte ich meinen Ruf mit voller Inbrunst. Doch tief in mir wusste ich, meine Aufforderungen blieb ungehört.
So schnell wollte ich mich jedoch nicht geschlagen geben. Einmal wollte ich es noch versuchen und so legte ich meine ganze Kraft in diesen einen Ruf. In der ganzen Bergwelt sollte man mich hören und mein Ruf sollte die Berge durchdringen bis hinein zu den Dracheneiern und so sprach ich selbstbewusst und mit fester Stimme: „Ich, Kirwana, rufe die Dracheneier! Erwacht aus eurem Schlaf!“ Machtvoll war der Klang meiner Stimme und erfolgreich war mein Ruf.
Aber hoppla, was war das? Wie hatte ich da gerufen? Verblüfft wiederholte ich, was ich kurz zuvor gerufen hatte: ‚Ich, ‘Kirwana…!??‘ rufe die Dracheneier!‘ Hmm… wer oder was war denn bitte Kirwana? Meine Gedanken kreisten. Völlig verwirrt über mein Tun, ließ ich den Namen mehrmals in mir klingen und spürte dabei in mich hinein, wie der Name in mir wirkte. Fast hatte ich das Gefühl, ich sei Kirwana. War ich jemals Kirwana? In einem früheren Leben vielleicht? Je mehr ich grübelte, desto größer wurde das Rätsel. Nur bei einem war ich mir absolut sicher, Kirwanas Ruf wurde erhört.
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Junge Drachen
Einfach, so wie aus dem Nichts, erklangen in meinen Kopf ein paar Wörter und sie stammten nicht von mir. Es war ein Ruf, an mich gerichtet. Ein Ruf von jungen Wesenheiten und mir war sofort klar, um welche es sich hier handelte. „Wir sind da!“, erklang es nochmals in meinem Kopf und ich wusste, es war der Ruf der jungen Drachen, die nun aus ihren Dracheneiern geschlüpft waren. Vor knapp einem halben Jahr hatte ich sie gerufen und aufgefordert nun endlich aus ihrem Schlaf zu erwachen. Zurückzukehren ins Leben, denn die Zeit der Drachen hier auf der Erde war nun wieder gekommen. Freudig nahm ich ihre Botschaft entgegen, denn sie zeigte mir, dass mein Ruf erfolgreich gewesen war. Doch was diese drei Worte für mich und meine Zukunft wirklich bedeuteten, konnte ich nicht erahnen. Nicht einmal in meiner kühnsten Fantsie hätte ich mir das erträumen können, was nun auf mich zukommen sollte. So vernahm ich diese Botschaft zwar erfreut auf, aber ohne näher darauf einzugehen. Ohne zu fragen, ohne an die Zukunft zu denken. Nur glücklich darüber, dass die jungen Drachen meinen Ruf erhört hatten.
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Ebenso, wie mich vor ein paar Tagen der Ruf der jungen Drachen erreicht hatte, erklang nun in mir neuerlich ein Rufen, aber dieses Mal drängender und fordernd: „Nun kümmere dich endlich um die jungen Drachen!“
Verdutzt horchte ich auf. Wie war das? Was sollte ich tun? Mich endlich um die jungen Drachen kümmern? Wie sollte das denn gehen? Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und lauschte anschließend nochmals in mich hinein, ob ich vielleicht noch mehr Info darüber kam. Doch leider blieb es still. Auch hier war mir sofort klar, von wem diese Worte stammten. Sie kamen nicht von den jungen Drachen – nein. Numerian hatte sie ausgesprochen. Aber wie ich mich als Mensch um junge, energetische Drachen kümmern sollte, das sagte er mir nicht. Noch dazu um Drachen, die ich nicht mal richtig sehen konnte, die nur in energetischer Form hier auf der Erde weilten. Wie stellte er sich das denn vor? Numerian hatte wirklich Humor. Was wusste ich schon über junge Drachen? Brauchten sie Nahrung? Benötigten energetische Wesen denn überhaupt Nahrung? Suchten sie ein Zuhause? Oder…? Sehr viele Fragezeichen! Für meinen Geschmack eindeutig zu viele. So schob ich die Worte von Numerian beiseite, denn sie schienen mir undurchführbar und total absurd. Ja, natürlich hatte ich die Drachen gerufen, aber alles andere konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Selbst nicht mal in meiner blühendsten Fantasie.
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Bei einem Seminar bot sich mir die Gelegenheit über ein Medium bei der Geistigen Welt nachzufragen, wer denn Kirwana sei?
„Woher weißt du von diesem Namen?“, war die Gegenfrage von Lady Nada.
„Er wurde mir während einer Meditation gegeben.“, gab ich als Antwort zurück, denn ich wollte nicht in aller Öffentlichkeit verkünden, dass ich unter ihrem Namen die jungen Drachen gerufen hatte.
„Kirwana, ist eine sehr weise Wesenheit,“, klärte mich Lady Nada nun auf, „die bei dir eine Art Geistführerfunktion einnimmt.“
Ein paar Wochen sollten vergehen bis mir bewusst wurde, wer Kirwana nun wirklich war. Langsam dämmerte es mir, dass ich sie sehr, sehr gut kannte. Dass sie diejenige war, die ich regelmäßig besuchen ging und dass ich es liebte in ihrer Umarmung einzuschlafen. Nur wusste ich damals ihrem Namen noch nicht. Jeden Abend besuchte ich sie, um mich genüsslich zu ihr ins Nest zu kuscheln. Um ihre liebevolle Energie, mit der sie mich einhüllte, in vollen Zügen zu genießen. Kirwana war jene Drachin, die mich jeden Abend mit so viel Liebe bei sich begrüßte.
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„Nun kümmere dich endlich um die jungen Drachen!“
Überdeutlich vernahm ich Numerians Aufforderung. Die Letzte lag erst ein paar Tage zurück. Doch dieses Mal lag eine Dringlichkeit in Numerians Stimme, die mich aufhorchen ließ. Eine Dringlichkeit, die sagte: >Es ist nun wirklich höchste Zeit!< Wenn Numerian so mit mir sprach, dann tat er es nicht grundlos. Ja, ich hatte die jungen Drachen in ihren Eiern gerufen und somit irgendeine Verantwortung übernommen, dieses dämmerte mir nunmehr langsam. Aber um welcher Art von Verantwortung handelte es sich hier? Was stellten sich die Drachen vor? ‘Kümmern’ sollte ich mich um die kleinen Drachen! Tja, aber wie sollte ich das machen? Wie kümmert man sich um junge Drachen? Was verstand Numerian unter ‘kümmern’?
Erneut spürte ich die Dringlichkeit seiner Worte und nur zu gerne wollte ich seiner Bitte nachkomme! Doch wie? Was sollte ich tun? Wie sollte ich beginnen? Vielleicht sollte ich einfach mal einen Versuch starten. Also, einfach mal drauf los, irgendwie ausprobieren und schauen, was passierte:
Mein erster Weg führte mich in mein Herz, das erschien mir schon mal gut. Mein Herzen ist erfüllt mit einem prachtvolles Haus. In der großen Eingangshalle heiße ich stets alle meine geistigen Freunde willkommen. Vor dem Haus breitet sich eine große Wiese aus. Auf ihr blühen duftende Blumen in allen Farben des Regenbogens. Desweiteren gibt es noch weite Wälder und verborgene Seen. All das ist eingehüllt in das goldenen Licht einer warmen Sonne, die über allem erstrahlt. Auf dieser meiner Herzenswiese stand ich nun und blickte suchend den weiten Himmel ab. Keinerlei Drachen waren zu sehen. Alles war ruhig und friedlich. Die Vögel zwitscherten und die Sonne streichelte zärtlich wärmend meine Haut. Doch wo waren die jungen Drachen? Gedanklich sandte ich ihnen meinen Ruf mit meiner Bitte entgegen, zu mir kommen.
Sogleich erschienen am Himmel dunkle Punkte, die sich zusehends vergrößerten. Es schien, als hätten die jungen Drachen nur auf meinen Ruf gewartet. Einer nach dem anderen landete geschickt vor mir im Gras. Insgesamt kamen zwölf kleine Drachen. Bei ihrem Anblick jubelte mein Herz voller Freude und Tränen vor Glück standen plötzlich in meinen Augen. Überglücklich trat ich zu ihnen, umarmte und liebkoste sie mit all meiner Liebe. Lange saßen wir einfach nur zusammen auf meiner Wiese. Gesprochen wurde dabei nichts, aber das war auch nicht nötig, denn über unsere Herzen lief eine ganz andere Kommunikation.
Dieses war meine erste Begegnung mit den jungen Drachen und der Beginn einer neuen Freundschaft. Aber das war bei Weitem noch nicht alles, es war vor allem der Auftakt für eine gewaltige Veränderung in meinem Leben.
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Elindra’s Drachenwelten
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© Inge Schmitzberger, Feburar 2008. Es ist erlaubt diesen Text zu verbreiten, solange er vollständig und unverändert unter dem Namen des Autors, sein Copyright, seine Website: www.elindra.de und der Hinweis mit aufgeführt wird.